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Nov 10

Hintergründe der Occupy Bewegung – über Morddrohungen, Psychoterror und Geistesdiktatur

Im Interview spricht Wolfram Siener über Erfolge und Misserfolg der Occupy-Bewegung. Er berichtet von Morddrohungen gegen ihn und seine Familie und darüber, warum er letztlich nicht mehr als Sprecher der frankfurter Bewegung tätig ist. Im Verlauf des Gesprächs werden viele weitere Themenkomplexe angesprochen. Für Vielbeschäftigte gibt es hier das Interview mit Wolfram Siener etwas verkürzt und sinngemäß (!) in Schriftform.

  1. Zwei Jahre nach den ersten Protesten in Frankfurt ist es relativ ruhig geworden um Occupy. Denkst Du, Occupy gescheitert? Und: Wenn ja, warum? In vielerlei Hinsicht ist die Bewegung gescheitert, hierfür gab es verschiedenste Gründe. Festzuhalten bleibt aber eine Signalwirkung und die Entstehung der Blockupy-Bewegung, als Verbindung vom Bürgertum mit über 80 linken Initiativen, die erstmals gemeinsam für etwas einstanden.
  2. Was hat es gebracht? Wo steht Occupy heute? Es ist zwar ein langfristiges Bündnis daraus geworden, aber das ist wieder nur ein Bündnis unter so vielen…
  3. Derzeit warst Du der Pressesprecher. Würdest heute heute noch genauso handeln? Warum bist Du damals zurückgetreten? Ich wurde durch Medienverzerrung zum Anführer ernannt, dies hat die Bewegung richtigerweise dementiert. Heute würde ich mich aufgrund der öffentlichen Wahrnehmung nicht mehr abgrenzen (lassen), das war ein Fehler.
  4. Du bist damals bedroht worden. Was ist genau passiert, was wurde Dir angedroht? Meine Familie wurde bedroht. Es war täglicher telefonischer Psychoterror nach dem Motto: Je länger Du das machst, desto schmerzhafter wird Dein Tod…
  5. Was machst Du heute? Bist Du noch aktiv und wenn ja, wie und wo engagierst Du Dich? Bei Demos, z.B. „Freiheit statt Angst“, die Rolle eines Sprechers war wahrscheinlich nie wirklich mein Platz…
  6. Sei Du selbst die Veränderung, die Du in der Welt sehen willst.“ Ist es wichtiger, sein Leben nach den eigenen ethischen und moralischen Vorstellungen zu gestalten, als sich auf die Außenwirkung bspw. als Sprecher zu engagieren? Es geht um das Stigma des Andersseins durch gesellschaftliche Konformitätserwartungen. Die Auswirkungen der selbstauferlegten und durch die Industrie forcierten Geistesdiktatur: Ein perfider Teufelskreis: Die Menschen verändern sich kaum – aus Angst fehlender gesellschaftlicher Akzeptanz.
  7. Welche Instanzen stehen dahinter und profitieren vom Gedankengefängnis? Anriss des pyramidenartigen Aufbaus der CIA (need-to-know-Prinzip), Entertainment-Department der CIA: Einflussnahme Hollywood bspw. durch Neuverfilmung von Klassikern. Follow the money. Die Informationsquellen aus dem Internet und Büchern über die Personen im Hintergrund sind schwer verifizierbar, außer man befindet sich selbst in den entsprechenden Strukturen. Ergo: Entweder man verbreitet Desinformationen oder man bringt sich tatsächlich selbst in Gefahr! Auf dem „Markt der Verschwörungstheorien“ gehandelte Namen: Rockefellers, Rothschilds, Morgans usw. Sie stehen über dem IWF und der Weltbank, sind Eigentümer der Bank of International Settlements (BIZ- Bank für Internationalen Zahlungsausgleich) und treffen sich den entsprechenden Quellen zufolge in geheimen Zirkeln. Hierüber wird viel spekuliert, jedoch sollte man sich nicht zu sehr darauf fixieren, denn es bringt einen nicht weiter.
  8. Stichwort Hollywood: Was denkst Du über MK-Ultra-Programme? MK-Ultra klingt zunächst unplausibel und abstrus, hat sich aber bewahrheitet. Hiergegen hilft es nur eine alternative Filmindustrie aufzubauen und bewusste Konsumenten. Es kommt nicht nur darauf an, wer hier wen beeinflusst, es kommt vielmehr darauf an, wer sich beeinflussen lässt! Hier sollte man ansetzen. Die meisten Verschwörungstheorien werden sich bewahrheiten und der Aufbau einer weltweiten Machtstruktur durch Finanzkontrolle ist schon sehr weit fortgeschritten. Daher ist es so wichtig, politisch aktiv zu bleiben. Denn: Flucht ist keine Lösung!
  9. Glaubst Du, dass -angesichts der Finanzierung der Occupy-Wallstreet-Bewegung durch große Finanzmogule- Occupy quasi eine gewollte Gegenbewegung ist, damit sich die Leute Luft verschaffen können, sich hier vertreten sehen und letztlich doch alles so weiter gehen kann, wie bisher? Bisher weiß man nicht, wer Occupy eigentlich gestartet hat. Die kanadische Werbeorganisation Adbusters wird hier häufig genannt, es gibt aber auch die Theorien, dass die UN hier ihre Finger im Spiel hatte. Doch viel wichtiger als die Initiatoren ist doch, wer die Bewegung getragen hat – und das waren Leute wie Du und ich.
  10. Hast Du immer noch einen Facebook-Account und besitzt Du ein Handy? Sowohl als auch. Ich werde wie alle anderen rundherum überwacht. Das stört mich. Aber: Muss ich mich davon aufhalten lassen? Ich weiß, dass es in Deutschland mindestens 2 Millionen Menschen gibt, die mindestens so offensiv vorgehen wie ich. Wenn gegen all diejenigen vorgegangen würde, wäre die Diktatur schon so mächtig, dass sowieso nicht mehr viel zu machen wäre. Unsere einzige Waffe bleibt die freie Kommunikation, wenn ich mir diese aus Angst wegnehmen lasse, habe ich verloren. Da also schon längst ein psychologisches Profil von mir erstellt ist, kann ich auch weitermachen und probieren, weiterhin Menschen zu erreichen. Wenn wir tatsächlich irgendwann abrasiert werden, kann ich es nicht ändern, aber wir können nicht aus Angst vor vornherein aufgeben!
  11. Was würdest Du den Menschen sagen, die auf der Straße für „Global Democracy“ demonstrieren? Eine Weltregierung, weltweite Steuern und eine einheitliche Weltwährung sind ein erschreckendes Szenario auf das wir m.E. nach zusteuern. Eine weltweite Demokratie wäre, vergleichbar mit der momentane Demokratie, nicht existent. Denn Entscheidungen werden nicht nur diametral zum eigentlichen Volkswillen gefällt, sondern die Bürger sind auch nicht gebildet genug, ihrem eigentlichen Willen Ausdruck zu verleihen. Das liegt daran, dass sich Wahlentscheidungen heutzutage immer noch an Parteiprogrammen orientieren, die Parteientscheidungen diesen aber letztlich entgegenlaufen. Der Bürger wird also nicht richtig informiert, doch Demokratie funktioniert nur mit einem gebildeten Volk. Außerdem liegt in unserer Gesellschaftsordnung die Macht immer noch beim Militär und der Hochfinanz und der Industrie. Das Trugbild einer Macht von Politikern ist notwendig, um dies zu verschleiern.(…) Außerdem wäre eine weltweite Währung oder Regierung auch die einfachste Möglichkeit weltweiter Korruption und Kontrolle. Daher würde ich die Menschen, die eine „Global Democracy“ fordern, darauf aufmerksam machen, dass unsere jetzige Demokratie bereits nicht funktioniert und es also hieran erst zu arbeiten gilt.
  12. Wie würdest Du ein perfektes oder ein besseres Gesellschaftsmodell nennen und wie sollte das aussehen? Es gibt weder ein besseres noch ein perfektes Gesellschaftssystem. Es muss mehr von unten nach oben geschehen. Entscheidungen sollten erst bei absoluter Notwendigkeit auf die nächst größere Ebene verschoben werden, ein sehr liberales System also. Damit dies aber funktioniert, bräuchte es eine offene, flüssige Demokratie mit Abstimmungsmöglichkeiten im Internet und dafür wiederum ein gebildetes Volk.
  13. Wieso sollten die Entscheidungen denn unbedingt digital übers Internet geschehen? Dies könnte doch in den beschriebenen Strukturen auch analog und damit anonym stattfinden. Diese Details würden geklärt, wenn der politische Wille da wäre, denn es gibt seit über 100 Jahren entsprechende gesellschaftliche und auch wirtschaftliche Lösungsansätze. Da die Strukturen aber schon liegen und die meisten bereits einen Internetzugang haben, finde ich die Nutzung des Internet eine gute Idee.
  14. Was denkst Du über die Aussage, dass jede Aktion, die nicht das System an sich in Frage stellt, genau dieses stützt? Es ist tatsächlich so, dass man, wenn man nur systemimmanent denkt, dieses System stützt. Wir haben so viele Ziele postuliert, bspw. ein alternatives Geldsystem als essenziellen Punkt. Aber es wurde nicht hierüber berichtet und innerhalb der Bewegung wurde dies kontrovers diskutiert. Aus Angst, in die Ecke der Verschwörungstheoretiker gestellt zu werden, hat sich die Bewegung selbst gelähmt. Natürlich brauchen wir ein neues Finanzsystem, aber hierfür braucht es vielmehr Bewusstsein. Ich sag immer: Du wirst mit dem benutzt, was Du benutzt, also Du wirst mit Geld benutzt, weil Du es benutzt. (Einwurf: Ich sag immer: Denk selbst, sonst wirst Du gedacht!) Es wurde immer so getan, als gäbe es eine superfaire Berichterstattung über Occupy, aber die gab es nie. Wenn ich probiert habe, die Kritik am Geldsystem in den großen Medien zu postulieren, wurde ich „instant gesilenced“, nach dem Motto: Das ist nicht Thema der Sendung…Zum Schluss rief Wolfram dazu auf, sich besser über die Vorgänge im Nahem Osten und komplexe Zusammenhänge des Wirtschafts- und Finanzkriegs zu informieren, da sonst die Gefahr besteht, zukünftig in Energiefragen nur noch von einer bestimmten Weltmacht abhängig zu sein.

Auch wenn ich nicht in allen Punkten mit ihm einer Meinung bin, hat mir das Gespräch mit Wolfram Siener wiedermal gezeigt, dass es doch noch reflektierende und aufgeweckte Menschen gibt! Schön! Vielen Dank für das Gespräch!

1 Kommentar

  1. mark2323

    Shame on you PdV und Co, die den Jungen damals als System-Maulwurf etc bezeichnet haben.

    Ich war in Frankfurt dabei und es wurde wegen unnötiger Grabenkämpfe eine riesen Chance verpasst.

Kommentare sind deaktiviert.